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Nutzen von züchterisch bearbeiteten Zierpflanzen für Insekten belegt

Spezifische Zuflugwerte auf Arten und Sorten dokumentiert

(ZVG/BdS) Der großen Nutzen von züchterisch bearbeiteten Zierpflanzen für Insekten ist jetzt durch Studien belegt worden. Vera Joedecke von der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Heidelberg machte beim Seminar „Gärten für Insekten“ des Bundes deutscher Staudengärtner (BdS) im Zentralverband Gartenbau e. V. (ZVG) am 18. Februar 2021 deutlich, dass der urbane Raum mittlerweile für Insekten einen vielfältigeren Rückzugsort mit entsprechenden Nahrungsquellen darstellen kann als eine ausgeräumte oder intensiv genutzte Agrarlandschaft.

Anhand mehrerer Projekte, die in Zusammenarbeit mit der Landesanstalt für Bienenkunde und Praxisbetrieben erfolgen, zeigte die Biologin insbesondere auf, dass züchterisch bearbeitete Pflanzen oftmals auf Blütenfülle und langanhaltendes Blühen ausgelegt sind und können damit sehr wertvoll für Insekten sein. Zudem gibt es viele, die im Gegensatz zu vielen heimischen Pflanzen noch lange im Spätsommer Nahrung bieten. „Es kommt nicht darauf an, woher eine Pflanze kommt, sondern was sie für die Insekten leistet“, so Joedecke.

Bei der TOP 20-Liste der besten Bestäuberpflanzen wurden in einem Versuch sehr unterschiedliche Gattungen festgestellt. Die Arten waren ausgeglichen heimisch und nicht heimisch. Die Attraktivität von Pflanzen für Bestäuber hängt dabei vor allem davon ab, ob Pollen oder Nektar geboten und für die Tiere erreichbar sind. Wie gut eine Pflanze dann beflogen wird, hängt u.a. von der Blütenanzahl ab, aber auch wesentlich von der Umgebung. Dieselbe Lavendelart wird beispielsweise bei unterschiedlicher Umgebung unterschiedlich stark und von verschiedenen Bestäubergruppen angeflogen. Die unterschiedliche Attraktivität von Pflanzen für Honigbienen, Wildbienen, Fliegen und Schmetterlinge kann gezielt bei Pflanzungen ausgleichend eingesetzt werden. Eine Übersicht über spezielle Zuflugwerte auf Arten und Sorten kann unter https://lvg-sortenfinder.de eingesehen werden.

Dr. Mathias Lohr von der TH Ostwestfalen-Lippe erläuterte, wie mit energiereichem Nektar, eiweißreichen Pollen, Öl, Nistmaterial, Brut- und Schlafplätzen Pflanzen Bestäuberinsekten belohnen. Aktuell findet aber ein dramatischer Faunenwechsel statt: Zahlreiche Insektenarten sind vom Aussterben bedroht oder zumindest regional schon ausgestorben, andere profitieren vom Klimawandel und breiten sich stärker aus, wie die Skabiosen-Furchenbiene (Halictus scabiosae), erklärte Lohr. Auf einzelne Pflanzenarten spezialisierte Insekten reagierten teilweise flexibel auf das sich ebenfalls ändernde Nahrungsangebot. So nutze die Knautien-Sandbiene nun nicht nur die heimische Knautia arvensis, sondern auch die Knautia macedonia als Pollenspender. Oft ist für das Überleben einer Art auch nicht nur die Bienenweide existentiell. Die Natternkopf-Mauernbiene benötigt beispielsweise in der Nähe der Futterpflanze auch Totholz zum Nisten.

Foto: Dr. Mathias Lohr
Die Glockenblumen-Scherenbiene, Chelostoma rapunculi, ist im Pollensammelverhalten streng an Glockenblumenarten gebunden (oligolektisch).
Foto: Dr. Mathias Lohr
Die Knautien-Sandbiene (Andrena hattorfiana) ernährt sich als oligolektische Bienenart von Knautia arvensis aber auch von Knautia macedonica.

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