(ZVG/Bundesfachgruppe Obstbau) Die großen Herausforderungen des heimischen Obstbaus dominierten die Delegiertentagung der Bundesfachgruppe Obstbau, die am 15. und 16. November 2022 in der Bildungsstätte Gartenbau in Grünberg stattfand.
„Das Jahr 2022 war geprägt von den Nachfolgen der Corona-Krise, den Auswirkungen des Ukraine-Krieges und der neuen Bundesregierung“, konstatierte Jens Stechmann, Vorsitzender der Bundesfachgruppe Obstbau in seiner Begrüßung.
Insbesondere die massive Steigerung der Produktionskosten, verursacht durch die Folgen des Ukraine-Krieges, aber auch verbunden mit der Anhebung des Mindestlohns auf 12,- Euro ab Oktober 2022, haben zu einer akuten Krise im Obstanbau geführt, waren sich die Delegierten einig. In Gesprächen mit politisch Verantwortlichen konnte zwar ein Verständnis für die besondere Lage im Obstbau geweckt werden, konkrete Maßnahmen zur Unterstützung seien allerdings bislang rar geblieben.
Zusätzlich bedroht der Vorschlag einer EU-Verordnung über eine nachhaltige Verwendung von Pflanzenschutzmitteln (SUR) die deutsche Obstproduktion. Nicht nur die darin vorgeschlagene pauschale Reduzierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes um 50 Prozent wurde von den Delegierten als realitätsfern bewertet. Viel gravierender wurde das vorgeschlagene generelle Verbot von Pflanzenschutzmitteln in Schutzgebieten eingeschätzt. Dieses würde auf etwa einem Drittel der derzeitigen Obstanbaufläche Deutschlands ein Anbauverbot bedeuten – ganz unabhängig von der Bewirtschaftungsform. In einem gemeinsamen Brief hatten sich Jens Stechmann, Manfred Kohlfürst (Präsident des Bundes-Obstbauverbandes Österreich) und Georg Kössler (Obmann des Südtiroler Apfelkonsortiums) an die zuständige EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides gewandt, um auch auf die europäische Betroffenheit aufmerksam zu machen.
Die Apfelverteilaktion im September 2022 wurde als großer Erfolg gewertet und soll, allerdings mit anderen Obstarten im Fokus, auch 2023 wieder stattfinden. Als wichtige Maßnahme, um den Verbraucher von den Vorteilen eines Konsums von in Deutschland produziertem Obst zu überzeugen, wollen die Delegierten die Öffentlichkeitsarbeit der Bundesfachgruppe weiter vorantreiben.