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15. ISU-Winterdays mit über 100 Teilnehmern aus 16 Nationen

(ISU/ZVG) Vom 10. bis 12. Februar 2023 trafen sich über 100 Teilnehmer aus 16 Nationen (Deutschland, Niederlande, Belgien, Schweiz, Italien, Dänemark, Schweden, Großbritannien, Irland, USA, Tschechien, Ungarn, Polen, Türkei, Lesotho und Südkorea) zu den 15. Winterdays der Internationalen Stauden-Union (ISU) in der Bildungsstätte Gartenbau in Grünberg. Erneut hatte Gerben Tjeerdsma aus Schweden ein abwechslungsreiches Programm mit hochkarätigen Referentinnen und Referenten organisiert.

Den Auftakt machte Julia Cordsen aus England, die über Stauden in Kashmir, Buthan und Arunchal Pradesh berichtete, mit fantastischen Bildern von Scheinmohnen (Meconopsis) an den Naturstandorten. Peter Korn aus Schweden zeigte neue Projekte und Erfahrungen mit der Anzucht, Kultur und Pflanzung in Sand und mineralischen Substraten, die angesichts längerer Trocken- und Hitzeperioden oder Starkregenereignissen nicht nur im öffentlichen und privaten Grünraum, sondern auch als Dach- und Vertikalbegrünung ein großes Zukunftspotenzial haben. Im Anschluss stellte Yasemin Konuralp aus Antalya in der Türkei die beeindruckende Landschaft des Taurusgebirges und seine reichhaltige Geophytenflora vor.

Liesbeth Kap vom Landwirtschaftsministerium in Den Haag, Niederlande, stellte die Arbeit und Vorgehensweise der EU-Kommission bei der Bewertung und Listung potenziell invasiver Arten vor. Angesichts der möglichen Listung von Cortaderia selloana (Pampasgras) und einem daraus resultierenden Handels-, Transport- und Verbreitungsverbot ist das Thema hochaktuell. Pampasgras ist mit einem Handelsvolumen von rund 200 Millionen Euro pro Jahr (Endverkaufspreise) eine der wichtigsten Stauden im Garten- und Pflanzenhandel, wie Aad Vollebregt, Präsident der ISU, darlegte.

In der folgenden Diskussion wurden Alternativen für ein EU-weites Handelsverbot bei einer Listung diskutiert, da die Art bisher noch kein nennenswertes invasives Potenzial gezeigt hat – anders als Cortaderia jubata, die bereits seit 2019 gelistet ist. Es wurden die Notwendigkeit und Möglichkeiten einer frühzeitigen Beteiligung aller Stakeholder bei der Evaluierung der EU-Kommission erörtert, aber auch auf die Eigenverantwortung von Produzenten und Gärtnereien hingewiesen, sich proaktiv und regelmäßig über die in der Kommission diskutierten Arten zu informieren, um rechtzeitig Stellungnahmen abzugeben und um wirtschaftliche Risiken abwägen zu können. Ein weiterer Diskussionspunkt war die in den EU-Staaten unterschiedlich gehandhabte Umsetzung der Regelung. Während für Betriebe in Italien Übergangsfristen von zwei und in den Niederlanden von einem Jahr gelten, um vorhandene Bestände abzuverkaufen, müssen in Deutschland Pflanzen und Saatgut sofort nach Inkrafttreten vernichtet bzw. aus dem Verkehr gezogen werden. Eine Ungleichbehandlung, die Georg Uebelhart, Jelitto Staudensamen GmbH, zurecht kritisierte.

In der weiteren Diskussion wurden auch grundsätzliche Aspekte zu Neophyten und Neozoen diskutiert, etwa weshalb Arten EU-weit gelistet werden, die nur in eng begrenzten Mikrohabitaten oder auf Inseln Probleme verursachen, inwieweit man in einer globalisierten Welt überhaupt noch von „fremdländischen Arten“ sprechen kann, oder dass wir, wie Norbert Kühn von der TU Berlin anmerkte, angesichts eines drohenden Verlustes von 40 bis 60% der Arten in Europa durch den Klimawandel auf „exotische“ Arten zum Erhalt der Biodiversität angewiesen sein werden.

Einig waren sich die Teilnehmenden, dass neue Arten angesichts der höheren Temperaturen und längerer Vegetationsperioden auf ein potenzielles invasives Verhalten geprüft werden müssen, bevor sie in den Handel eingeführt werden, und sind sich der Eigenverantwortung der Branche, aber auch von privaten Gärtnerinnen und Gärtnern bewusst. Erfahrungen mit einigen seit Jahren kultivierten Arten zeigen, dass sich ihr Wuchs- und Ausbreitungsverhalten ändern kann. Das jahrelange Wissen und die Erfahrungen von Produzenten, Züchtern, Gärtnern und Verwendern helfen bei den Beurteilungen des Invasionspotenzials und sind für eine objektive Bewertung unverzichtbar.

Nach dem Exkurs in die Politik ging es weiter nach Lesotho. Bokang Ntloko, Kurator des Botanischen Gartens in Maseru, stellte die Vegetationszonen und die überaus reichhaltige Flora dieses von Südafrika umgebenen Landes vor. Es folgte ein Vortrag von Ulf Nordfjell, Landschaftsarchitekt aus Stockholm, Schweden, der verschiedene von ihm geplante Gärten und Parks vorstellte. Einen Einblick in die Vielfalt nordamerikanischer Gräser und Seggen waren Thema der Präsentation von Shannon Currey von Itzel Plants in den USA. Viele nordamerikanische Arten werden auch in Europa kultiviert und haben ein großes Potenzial als Bodendecker, Rasenersatz oder für spezielle Anwendungen wie Böschungs-Begrünungen oder Versickerungsflächen. Thomas Høvsgaard Vejs von SLA aus Kopenhagen, Dänemark, stellte zukunftsweisende Planungs- und Begrünungsprojekte für urbane Pflanzenverwendungen vor.

Am zweiten Abend hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, in Kurzvorträgen über Projekte, besondere Pflanzen oder interessante Aktivitäten zu berichten. Den Auftakt machte Benedek Palotai, diesjähriger Empfänger des ISU-Scholarships. Bettina Jaugstetter und Folko Kullmann stellten das internationale Symposium Dynamic Vision – Designing and Maintaining Naturalistic Plant Communities – vor, das vom 24. bis 25. August 2023 in Mannheim von der Gesellschaft der Staudenfreunde in Kooperation mit Bettina Jaugstetter und Anna Lena Hahn ausgerichtet wird. Linda Zimmermann, Michael Dreisvogt und Folko Kullmann, Gründungsmitglieder des Fördervereins Excellent Young Gardeners berichteten über das Projekt zur Förderung des gärtnerischen Nachwuches, die aktuellen Stipendiaten und anwesende Alumni stellten sich vor. Annie Guilfoyle stellte aktuelle Projekte der Garden Masterclass vor und ISU-Präsident Aad Vollebregt die diesjährige Sommer-Exkursion nach Rumänien. Im Oktober 2023 wird es mit den ISU-Future Days in Prag ein neues Format zum Austausch geben, wie ISU-Vizepräsident Tomasz Michalik und Beisitzerin Jana Holzbecherova berichteten.

Die beiden Vorträge von Norbert Kühn über die Flora des Appenins in Umbrien und die Pflanzen der nordöstlichen Türkei und Anatoliens von Yasemin Konuralp bildeten am Sonntag den Abschluss einer rundum gelungenen Tagung.

2008 initiierte Georg Uebelhart, Jelitto Staudensamen GmbH und Mitglied der Internationalen Stauden-Union, das erste internationale Treffen von Staudenexpertinnen und -experten. Die ISU-Winterdays sind heute eine der wichtigsten Netzwerkveranstaltungen für Produzenten, Landschaftsarchitekten und Vertreter von Institutionen, die sich über Stauden und andere Pflanzen in der Landschaft, Natur und urbanen Verwendung austauschen möchten.

Die 16. International Perennial Plant Conference wird vom 9. bis 11. Februar 2024 in Grünberg stattfinden.

Foto: Folko Kullmann
v.l.: Der Moderator der ISU-Winterdays und fünf der internationalen Referenten: Peter Korn (Schweden); Moderator Gerben Tjeerdsma (Schweden); Shannon Currey (USA); Julia Corden (Großbritannien); Bokang Ntloko (Lesotho); Yasemin Konuralp (Türkei).
Foto: Matthias Hub
Die über 100 Teilnehmer aus 16 Nationen der 15. ISU-Winderdays in Grünberg.
Foto: Matthias Hub
Die Teilnehmer genossen es, nach der durch Corona bedingten Pause im voll besetzen Hörsaal der Bildungsstätte Gartenbau wieder zuhören, lernen und diskutieren zu können.

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